04.03.2019 Kapstadt

Tag 4: Kapstadt

Um 08:00 Uhr fahren wir bei leichtem Regen und wolkenverhangenem Himmel am Hotel ab. Wenig später erreichen wir die Waterfront, wo an der Nelson Mandela Gangway die Fähre nach Robben Island startet. Nach Ticket- und Taschenkontrolle folgt ein kurzer Videoüberblick zur Geschichte der ehemaligen Gefängnisinsel, die unter britischer Regentschaft von 1895 bis 1939 als Quarantänestation für Leprakranke diente. 1939 wurde Robben Island zur Militärbasis, bevor die Insel ab 1961 erneut als Gefängnis genutzt wurde.

Um 09:00 Uhr legt die Fähre ab und schaukelt uns zur 12 Kilometer entfernt liegenden Insel. Zuerst besichtigen wir den Ankunftsbereich der Häftlinge, in dem auch das Zensurbüro beheimatet war, das Post und Besucher der Insassen kontrollierte. Ein Rundgang durch Sektion B offenbart, unter welchen unwürdigen Umständen die vornehmlich politischen Häftlinge ihr Dasein fristeten: 2 Meter mal 2,5 Meter große Zellen mit Sisalmatten für die Nachtruhe auf dem Boden. Unter anderem kommen wir an Nelson Mandelas Zelle, der insgesamt 18 Jahre auf Robben Island einsaß, vorbei. Auf unserem weiteren Rundgang, der heute von einem ehemaligen Gefangenen geführt wird, sowie der anschließenden Bustour über die Insel erfahren wir weitere unrühmliche Details der Apartheidpolitik Südafrikas.

Um 12:15 Uhr geht es mit der Fähre zurück zum Festland. Der Seegang hat inzwischen stark zugenommen, so dass wir froh sind, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Bei einem schnellen Imbiss gibt es im Brauhaus an der Waterfront unter anderem Currywurst und Hot Dogs, bevor wir unter der Leitung von Owen zu einer Townshiptour aufbrechen. Zum Tourstart weist er darauf hin, dass es nicht darum geht, sich schuldig oder schlecht zu fühlen, wenn diese Regionen Kapstadts besucht werden. Vielmehr fordert er uns dazu auf, mehr über den Traum zu erfahren, den Nelson Mandela mit seiner Philosophie in Gang gesetzt hat.

So besuchen wir zunächst District Six, wo in den 1970ern über 60.000 Menschen aus ihrer angestammten Heimat nahe Kapstadt zwangsweise vertrieben wurden, da der begehrte Landstrich während des Apartheidregimes in weißen Besitz übergehen sollte.

Anschließend stoppen wir in Langa und lernen im ehemaligen Gerichtsgebäude den Idealismus kennen, den viele der Verantwortlichen in den Townships versprühen. Sie erklären die Idee Nelson Mandelas, der seine Landsleute nach 27 Jahren Haft und dem erzwungenen Verlust nahestehender Menschen dazu aufforderte, den Widersachern zu vergeben, um frei werden zu können. Im Rahmen eines anschließenden Schulbesuchs erkennen wir das Engagement in Bildung und die unerschütterliche Lebensfreude der Kinder, das Kapital der Zukunft, die später einmal darüber urteilen sollen, ob Mandelas Philosophie zur nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation der schwarzen und farbigen Bevölkerung getaugt hat.

Auf unserer Fahrt durch das größte Township Khayelitsha zeigt uns Owen, welche Fortschritte das Housing Project der Regierung macht, bei dem Wellblechhütten gegen Häuser ersetzt werden. Angesichts der immer noch gigantisch großen „Wellblechviertel“ ist das allerdings noch ein langer und beschwerlicher Weg, der hoffentlich zu besserer und nachhaltiger Lebensqualität führen wird.

Nach einer kurzen Erfrischungspause am Hotel brechen wir um 18:00 Uhr zum Abendessen auf. Das etwas andere Dinner nehmen wir heute im Africa Cafe ein. Hier gibt es landestypische Gerichte aller Art, und das erklärte Ziel des Restaurants ist, dass kein Gast hungrig den Heimweg antreten soll. Es kann immer wieder nachbestellt werden, was auch regen Anklang findet. Die Speisen sind sehr unterschiedlich und allesamt schmackhaft zubereitet.

Gegen 21:30 Uhr kehren wir zum Hotel zurück, wo ein abwechslungsreicher Tag zu Ende geht.