Tag 10: Oudtshoorn
Es ist noch stockfinster, als wir um 05:45 Uhr zu einer Tierbeobachtung der besonderen Art starten. Nach fünfzehnminütiger Fahrzeit erreichen wir den Startpunkt, an dem sich an diesem frühen Morgen schon zahlreiche Interessierte eingefunden haben. Nach der Aufteilung in zwei Gruppen treten wir mit einem Campingstuhl bewaffnet den knapp 200 Meter langen Weg zum Beobachtungspunkt an. In einer langen Reihe lassen wir uns auf den mitgebrachten Sitzmöbeln nieder und lauschen den Ausführungen unseres Guides. Eben jener ist es, der uns schon bald auffordert, den Beobachtungsposten zu wechseln, so dass wir im Gänsemarsch etwa 100 Meter weiterziehen.
Er muss ein ausgesprochen gutes Auge haben, denn hier hat sich das erste Mitglied einer Meerkat-Familie gezeigt, um die morgendliche Lage zu sondieren. Das nimmt einige Zeit in Anspruch, so dass erste Fragen laut werden, wie es sein kann, dass 30 erwachsene Menschen frühmorgens um dieses einzelne Erdmännchen-Exemplar geschart sitzen können. Wenig später und allen Unkenrufen zum Trotz tauchen schon bald weitere Familienmitglieder auf. Was sich dann abspielt, ist schwer zu beschreiben. Die drolligen Karoobewohner aller Altersklassen toben auf ihrem Bau herum. Die Jungen messen sich in nie enden wollenden Ringkämpfen, während die Beobachter stets aufmerksam das Umfeld kontrollieren. Sobald eine vermeintliche Gefahr im Anzug ist, verschwindet die ganze Rasselbande blitzschnell im schützenden Bau. Lange halten sie es da aber nicht aus, und ebenso schnell ist die Rauferei wieder in vollem Gange.
Das Fazit fällt durchweg positiv aus: Für die „bebrillten“ Meerkats hat sich das frühe Aufstehen und ein wenig Geduld mehr als gelohnt!
Nach unserer Rückkehr zur Lodge gibt es natürlich erst einmal ein stärkendes Frühstück, denn wir mussten ja notgedrungen mit leerem Magen auf Safari gehen.
Mittags statten wir einer der zahlreichen Straußenfarmen in der Nähe von Oudtshoorn einen Besuch ab. Auf der Highgate Ostrich Farm kümmert sich die deutschsprachige Geraldine um unsere Führung. Diese Aufgabe erfüllt sie mit viel Herzblut und einer umfangreichen Detailkenntnis über die Laufvögel. Die Farm widmet sich der Straußenzucht, verzichtet völlig auf sinnfreie Touristenattraktionen wie Straußenreiten (was wir sehr begrüßen) und hat eine Größe von 1.500 Hektar mit 1.000 Vögeln.
Zunächst erfahren wir, dass die Straußenweibchen erst mit dem Brüten beginnen, wenn exakt 15 Eier im Nest liegen. Ein einzelnes Straußenei entspricht der Menge von 24 Hühnereiern und hält mit seiner 4 Millimeter starken Schale einer Belastung von bis zu 160 Kilogramm statt.
Wir lernen die Brutstation kennen, und natürlich öffnen sich die Herzen, als wir mitten zwischen gerade einmal drei Tage alten Küken stehen. Nebenan tummeln sich bereits sieben Wochen alte Strauße, die schon eine beachtliche Größe besitzen.
Im angrenzenden Gift Shop gibt es, wer hätte das gedacht, alle Arten von Straußprodukten, die künstlerisch aufgemacht wurden, käuflich zu erwerben. Da Shoppen sehr anstrengend sein kann, wird uns zur Stärkung ein Mittagessen gereicht. Ein edler Spender, der namentlich partout nicht genannt werden will, sorgt für die Getränke zum Lunch. An dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank an unbekannt!
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung; das umfangreiche Wellnessangebot im Hotel kann genutzt werden. Um 19:00 Uhr treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen.