Tag 10: Serengeti • Seronera
Nach dem Frühstück verabschieden sich Eric und sein Team mit einer rhythmischen Darbietung von uns. Sie freuen sich schon auf unseren nächsten Besuch und wünschen uns alles Gute für die weitere Reise. So viel afrikanische Lebensfreude und herzliche Gastfreundschaft sind schon sehr emotional. Wir verabschieden uns mit einem „Waka Waka“ aus der Playlist und stellen fest, dass es auch für die Guides anderer Safarijeeps plötzlich kein Halten mehr gibt. Alles um uns herum tanzt und strahlt. Ergriffen und begeistert treten wir die Weiterreise an.
Wir fahren zurück zum Serengeti Main Gate. Unterwegs legen wir immer wieder Stopps zur Tierbeobachtung ein, denn die Gelegenheiten sind auf beiden Seiten der Schotterpiste sehr zahlreich. Wir passieren die Zufahrt zum Park. In diesem Teil der Serengeti sind die Herden aus Gnus und Zebras riesig, denn das Gras ist flach und eventuelle Feinde daher gut erkennbar. Zum Teil ist der Horizont kilometerweit schwarz vor Tieren. Das muss im August ein ziemliches Spektakel sein, wenn Millionen Gnus den Mara-Fluss auf der Suche nach besseren Weidegründen überqueren. Wahrscheinlich bebt die Erde unter den stampfenden Hufen. Für die gefräßigen Nilkrokodile sicher die besten Tage im Jahr.
Eine Gazelle hat soeben ihr Junges geboren; nun heißt es, schnell auf die Beine kommen. Nach knapp 20 Minuten steht das Neugeborene noch ziemlich wackelig, und der erste Weg führt staksend zur Milchbar. Andere Herdenmitglieder wollen nach dem Rechten schauen, werden aber von der Mutter vertrieben. Schließlich will sie sich erst einmal selbst ihrem Nachwuchs widmen.
Am Naabi Gate legen wir einen Stopp ein; die Guides müssen die Durchfahrt anmelden. Die afrikanischen Überlandbusse halten hier ebenfalls, denn die nächsten Sanitäreinrichtungen sind recht weit entfernt. Wir staunen nicht schlecht, als aus den gedrungen wirkenden Gefährten etwa 60 Personen aussteigen. Der Stopp wird gleichzeitig genutzt, um einen schadhaften Reifen zu wechseln.
Wir verlassen den Teil mit niedrigem Bewuchs, und schlagartig verschwinden Gnus und Zebras, denen die hohe Vegetation in diesem Teil des Parks zu gefährlich ist. Auf einem der legendären Serengetifelsen räkelt sich in weiter Ferne ein Löwe in der Mittagssonne.
Die Guides zweigen mit ihren Fahrzeugen nach links in einen Teil des Parks ab, der mit seinen ausladenden Akazien für Leopardensichtungen bekannt ist. Sprachlos nehmen wir zur Kenntnis, dass Gusper in einem der Bäume in gut 300 Metern Entfernung einen herabhängenden Schwanz ausgemacht hat, der zu einem Leoparden gehören soll. Wir brauchen geschlagene 10 Minuten, bis wir mit Fernglas und Teleobjektiven nach viel Suchen seine Aussage bestätigt finden. In einer Astgabel hat es sich ein Leopard bequem gemacht. Nach diversen Standortwechseln und mit Hilfe Guspers können wir dann das lang ersehnte Foto schießen. Damit sind die Big Five komplett, denn alle Teilnehmer haben schon Namibia bereist und auf ihren Touren Nashörner bestaunt.
Es geht weiter durch den Westkorridor der Serengeti mit seiner artenreichen Tierwelt. Ein Löwenrudel ruht sich im Schatten eines Baumes aus. Die drei jungen Familienmitglieder sind sehr neugierig und nähern sich der Flotte aus geparkten Jeeps. Interessiert beäugen Sie die Fahrzeuge nebst Insassen, wahren aber einen respektvollen Sicherheitsabstand. In kurzer Entfernung entdecken wir den Grund für den gewählten Rastplatz: Ein Gnu wurde von den Löwen gerissen. Das wird für zwei Tage reichen. Eines der Leittiere hat bei der Jagd eine Verletzung, vermutlich vom Horn des Beutetiers, an der Flanke erlitten und wird in der nächsten Zeit bei der Jagd wohl pausieren müssen.
Am Nachmittag steuern wir das letzte Quartier unserer Reise auf dem tansanischen Festland an. Getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ wohnen wir heute in der Lahia Tented Lodge. Schon auf unserem Weg zum Haupthaus des Domizils sind wir angesichts der Lage sehr begeistert. Von hier oben bietet sich ein freier Rundumblick auf die Serengeti. Joyce nimmt uns herzlich und sehr professionell in Empfang; zur Begrüßung gibt es prickelnden Champagner sowie Getränke nach Wahl. Die gesamte Einrichtung ist ausgesprochen hochwertig, und draußen lädt ein Infinity Pool zur Entspannung ein. Die perfekt ausgestatteten Safarizimmer mit Außendusche lassen wirklich keinen Wunsch offen. Zum Abendessen werden wir von einem Massai zum Restaurant gebracht, denn auch hier werden alle Wege nach Einbruch der Dunkelheit begleitet. Schade, dass uns nur eine Nacht gegönnt ist, aber wir genießen die kurze Zeit dennoch.
Über die Ebenen der Serengeti schallt das Gelächter der Hyänen, bevor wir ins Reich der Träume gleiten.